Mifa

Fahrradbauer Mifa vor ungewisser Zukunft

Den Mitteldeutschen Fahrradwerken in Sangerhausen droht erneut das Aus, nachdem die Eignerfamilie den Geldhahn zugedreht hat.

Eigentlich wollten die angeschlagenen Mitteldeutschen Fahrradwerke (Mifa) Anfang Februar die Produktion in ihrem neuen Werk in Sangerhausen voll aufnehmen. Aufträge für 100 000 Fahrräder standen bereits in den Büchern. Doch daraus wird nichts. Am Mittwochvormittag verkündet Mifa-Geschäftsführer Joachim Voigt-Salus den 520 Beschäftigten die Hiobsbotschaft: Die Sanierung der Traditionsfirma in Eigenregie ist geplatzt, weil die Eignerfamilie von Nathusius kein Geld mehr zuschießt.

Nach dem Umzug in die neuen, 17 Millionen Euro teuren Werkshallen hätte das Unternehmen für den Produktionsstart ein weiteres Darlehen über fünf Millionen Euro gebraucht, unter anderem um Teile einzukaufen. „Völlig überraschend“ habe die Eignerfamilie die zuvor zugesagte Hilfe jedoch an Bedingungen geknüpft, die das Land Sachsen-Anhalt erfüllen sollte, so Geschäftsführer Voigt-Salus. Diese seien jedoch unerfüllbar gewesen, wobei er Details zunächst nicht nannte.

Nach Volksstimme-Informationen soll Heinrich von Nathusius vom Land verlangt haben, auf Sicherheiten in Höhe von fünf Millionen Euro zu verzichten. Für die müsste er bei einer Pleite sonst persönlich geradestehen. Das Land konnte jedoch dem Vernehmen nach auf diese Forderung nicht eingehen, denn nach EU-Recht hätte es sich bei dem Verzicht um eine unzulässige finanzielle Hilfe gehandelt. Und diese dürfen vom Staat nicht an angeschlagene Unternehmen gezahlt werden. Heinrich von Nathusius ließ daraufhin die Mifa-Sanierung platzen.
Flöther soll übernehmen

Auf die Fahrradwerke kommt nun ein klassisches Insolvenzverfahren zu. Der Gläubigerausschuss hat bereits Lucas Flöther als vorläufigen Insolvenzverwalter vorgeschlagen. Der Jurist aus Halle kennt die Mifa sehr gut, bereits bei der Insolvenz im Jahr 2014 fungierte Flöther als Insolvenzverwalter und verkaufte damals das Unternehmen an die Familie von Nathusius, die auch hinter dem erfolgreichen Automobilzulieferer Ifa Rotorion aus Haldensleben steht.

Die endgültige Pleite diesmal abzuwenden, dürfte Flöther erneut vor eine große Herausforderung stellen. Weil das Geld für neue Teile fehlt, kann vorerst nicht produziert werden. Je länger das so bleibt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Großkunden der Mifa Aufträge stornieren.

Mifa-Geschäftsführer Voigt-Salus erklärte am Mittwoch, dass nun mehrere Optionen geprüft werden. Eine könnte darin bestehen, mit Kunden Vorkasse-Vereinbarungen abzuschließen, so dass die Produktion zumindest in Teilen wieder aufgenommen werden kann. Er betonte allerdings auch, dass der Geschäftsbetrieb langfristig nur dann aufrecht erhalten werden könnte, wenn sich ein Investor findet, der bei den Fahrradwerken einsteigt. Erste Kontakte zu Interessenten gebe es bereits.
Willingmann sagt Hilfe zu

Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD) bedauerte am Mittwoch die Entwicklungen bei Mifa. „Das Land hat alles rechtlich Mögliche getan, um eine tragfähige Lösung im Interesse des Unternehmens, der Beschäftigten und der Region zu finden“, so der Minister. „Selbstverständlich werden wir Mifa auch im Rahmen des Insolvenzverfahrens weiter unterstützen.“

Bereits in der Vergangenheit hatte das Land die Mifa mit Geldern unterstützt. Für den Bau des neuen Werks gab es 2,85 Millionen Euro dazu, ferner übernahm es eine Bürgschaft für einen Betriebsmittelkredit. Und schon 2014 hatte das Land eine Garantie für ein Darlehen übernommen.

Die Gewerkschaft IG Metall Halle-Dessau machte am Mittwoch die Familie von Nathusius für die neuerliche Krise verantwortlich. „Die Beschäftigten sind wütend und enttäuscht“, so IG-Metall-Geschäftsführerin Almut Kapper-Leibe. „Wir sehen im Verhalten der Eigentümerfamilie Nathusius einen massiven Wortbruch.“ Diese hätte stets betont, wie wichtig ihr das Engagement bei Mifa sei.

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